Das Dekret 36: Von der Wiedervereinigung Vietnams zur Marktwirtschaftlichen Transformation

blog 2024-12-01 0Browse 0
 Das Dekret 36:  Von der Wiedervereinigung Vietnams zur Marktwirtschaftlichen Transformation

Die Geschichte Vietnams im 21. Jahrhundert ist von tiefgreifenden Veränderungen geprägt, die das Land sowohl politisch als auch wirtschaftlich neu aufgestellt haben. Von diesen Entwicklungen hat das Dekret Nummer 36, erlassen im Jahr 2001, einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dieses Dekret markierte eine Wende in Vietnams Wirtschaftspolitik und ebnete den Weg für die Integration des Landes in die globale Wirtschaft.

Vor dem Hintergrund der Wiedervereinigung:

Das Dekret 36 muss im Kontext der vietnamesischen Geschichte verstanden werden. Nach Jahrzehnten des Krieges, zuerst gegen Frankreich und dann gegen die USA, war Vietnam Ende der 1970er Jahre endlich wiedervereinigt. Doch die sozialistische Planwirtschaft, die nach dem Krieg eingeführt wurde, erwies sich als ineffizient und hinderte das Land an wirtschaftlichem Fortschritt. Die Menschen kämpften mit Armut, Mangel an Konsumgütern und einer schleppenden Industrialisierung.

Die Vision eines neuen Vietnams:

In den 1990er Jahren erkannte die vietnamesische Führung unter dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei Vietnams, Lê Kha Phiêu, dass eine tiefgreifende Reform notwendig war, um den wirtschaftlichen Rückstand aufzuholen und Vietnam in die moderne Welt zu führen. Die Vision einer “sozialistischen Marktwirtschaft” – ein Modell, das Elemente des Kapitalismus mit dem sozialistischen Prinzip des Gemeinwohls vereinen sollte – wurde geboren.

Der Wendepunkt: Dekret 36:

Dekret 36 vom Jahr 2001 verkörperte diese Vision. Es ermöglichte den Vietnamesen erstmals, Unternehmen zu gründen und privatwirtschaftlich tätig zu sein. Ausländische Investoren wurden aktiv zum Aufbau von Fabriken und Geschäftsbeziehungen eingeladen. Die Folgen waren weitreichend:

Bereich Veränderung durch Dekret 36
Wirtschaftswachstum: Von durchschnittlich 7% pro Jahr, was zu einer rasanten Entwicklung der Infrastruktur und des Lebensstandards führte.
Ausländische Direktinvestitionen: Stiegen von wenigen hundert Millionen US-Dollar pro Jahr in den späten 1990er Jahren auf Milliarden US-Dollar nach dem Jahr 2000.
Industrialisierung: Vietnam entwickelte sich zu einem wichtigen Produktionsstandort für internationale Unternehmen, insbesondere in den Bereichen Textilindustrie, Elektronik und Automobilbau.

Ein komplexes Erbe:

Das Dekret 36 war ein entscheidender Schritt auf Vietnams Weg zur wirtschaftlichen Entwicklung. Es hat Millionen aus der Armut gehoben und Vietnam auf der globalen Bühne sichtbar gemacht. Doch die Transformation hatte auch ihre Schattenseiten. Die Ungleichheit nahm zu, während einige Menschen stärker vom Wirtschaftswachstum profitierten als andere.

Die Korruption, ein bestehendes Problem in vielen Entwicklungsländern, verschärfte sich durch den plötzlichen

Zustrom an Kapital und Investoren. Zudem sorgte die Öffnung für den internationalen Markt dafür, dass traditionelle Handwerksbetriebe und Kleinunternehmen unter Druck gerieten und viele Arbeitsplätze verloren gingen.

Das Dekret 36: Ein Meilenstein auf dem Weg zur Modernisierung:

Trotz der Herausforderungen hat das Dekret 36 Vietnam nachhaltig verändert. Es hat den Grundstein für eine moderne, dynamische Wirtschaft gelegt, die heute zu den schnellst wachsenden in Südostasien zählt. Die Zukunft Vietnams bleibt jedoch offen und hängt davon ab, wie die Regierung mit den sozialen und politischen Herausforderungen umgeht, die mit dem wirtschaftlichen Wandel einhergehen.

Nur durch einen fairen und transparenten Umgang mit den Folgen der Globalisierung kann Vietnam seinen Weg zu einem wohlhabenden und gerechten Land für alle Bürger fortsetzen.

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