Aksum, einst ein mächtiges Handelsimperium, das sich über weite Teile Ostafrikas erstreckte, erlebte im 10. Jahrhundert einen dramatischen Wandel. Die Zagwe, ein Volk aus den nördlichen Regionen Äthiopiens, eroberten Aksum und beendeten damit die Herrschaft der aksumitischen Dynastie. Diese Eroberung, eine Mischung aus militärischer Stärke und religiösen Motiven, hatte tiefgreifende Folgen für die politische, kulturelle und wirtschaftliche Landschaft des Landes.
Die Zagwe waren ein Kriegervolk mit einem starken Glauben an das Christentum. Im Gegensatz zum traditionellen paganismus der Aksumiten, wandten sich die Zagwe dem koptischen Christentum zu, welches von Ägypten aus verbreitet wurde. Diese religiöse Ausrichtung diente ihnen als entscheidendes Instrument zur Legitimierung ihrer Herrschaft über Aksum.
Die Eroberung Aksums durch die Zagwe war kein Blitzschlag, sondern ein langwieriger Prozess. Die Zagwe begannen im späten 9. Jahrhundert mit der Unterwerfung benachbarter Regionen und bauten so schrittweise ihren Einfluss aus. Ihre militärische Macht, kombiniert mit ihrer religiösen Überzeugung, machte sie zu einer unaufhaltsamen Kraft in der Region.
Der Untergang des aksumitischen Reiches lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen. Interne Konflikte, wirtschaftliche Schwierigkeiten und eine zunehmende Schwäche der zentralen Macht hatten Aksum bereits vor der Zagwe-Expansion geschwächt. Die Zagwe nutzten diese Situation geschickt aus, um ihre eigene Herrschaft zu etablieren.
Die Eroberung Aksums hatte weitreichende Folgen für die Region:
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Politischer Wandel: Die Zagwe lösten das aksumitische Königtum ab und führten ein neues politisches System ein.
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Religiöse Umbrüche: Der Aufstieg des koptischen Christentums unter den Zagwe führte zu einer Verschiebung der religiösen Landschaft in Äthiopien.
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Wirtschaftliche Umstrukturierung: Die Handelsrouten, die Aksum einst so reich gemacht hatten, wurden neu geordnet und führten zu einem Rückgang des Handelsvolumens.
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Kulturelle Synthese: Die Zagwe übernahmen viele aksumitische Traditionen und verschmolzen sie mit ihren eigenen kulturellen Elementen.
Um den Einfluss der Zagwe besser zu verstehen, werfen wir einen Blick auf die Architektur und Kunst dieser Zeit:
Epoche | Architekturstil | Skulpturen |
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Aksum (vor den Zagwe) | Obelisken, Steinstelen | Monumentale Reliefs |
Zagwe | Felsenfkirchen (z. B. Lalibela), massive Steinbauten | Skulpturen mit koptischen Einflüssen, z. B. Heiligenfiguren |
Die von den Zagwe errichteten Felsenfkirchen in Lalibela sind ein eindrucksvolles Zeugnis ihrer architektonischen und künstlerischen Fähigkeiten. Diese Kirchen wurden aus dem Felsen gehauen und gelten als Meisterwerke der mittelalterlichen Architektur. Die Skulpturen der Zagwe-Zeit zeigen einen deutlichen Einfluss des koptischen Christentums.
Die Eroberung Aksums durch die Zagwe bleibt ein faszinierendes Kapitel in der Geschichte Äthiopiens. Es war ein Wendepunkt, der zu tiefgreifenden Veränderungen in der politischen, religiösen und kulturellen Landschaft des Landes führte. Die Zagwe, obwohl sie nur für eine begrenzte Zeit die Macht innehatten, hinterließen ein bleibendes Erbe: die beeindruckenden Felsenfkirchen in Lalibela, die noch heute Besucher aus aller Welt anziehen.